Ultra Street Fighter II – The Final Challengers

Als großer Street Fighter- und Retro-Fan sorgte die Ankündigung von Ultra Street Fighter II – The Final Challengers natürlich für große Freude auf meiner Seite. Da ich das Game allerdings nicht direkt zum Release gekauft habe – und man es als Retro-Fan ohnehin selten mit den aktuellen Games zu tun hat – reiche ich die Review hiermit nach. Anlässlich des 30-jährigen Street Fighter-Jubiläums (welches tatsächlich schon letztes Jahr war) und dieses Jahr auch die 30th Anniversary-Collection erschien, bewegen wir und zeitlich gar nicht allzu weit von den Retro-Releases des Franchises weg.

Die eigentliche Frage ist: Handelt es sich hierbei um einen Remake, oder um eine Fortsetzung im Stile der bisherigen Veröffentlichungen auf Cartridge mit eher evolutionären Neuerungen? Ich tendiere zu letzterem, auch wenn man aufgrund der in der Zwischenzeit vier veröffentlichten Konsolen-Generationen auch im ersten Moment an einen Remake denken könnte.

Basis-Game, Menü und Aufmachung

Das Spiel knüpft von der Aufmachung her direkt an die alten Street Fighter II-Titel an – sowohl der klassische Announcer auf dem Splashscreen, als auch der Soundtrack und das Ryu-Intro (welches mit SUPER Street Fighter II – The New Challengers eingeführt wurde) wecken das Gefühl von Street Figter II und machen Lust auf einige Runden Fight-Action. Im Gegensetz zum Ur-Spiel hat dieser Release jedoch ein umfangreiches Menü erhalten, was aufgrund der deutlich mehr Spiel- und Optionsmodi unabdingbar ist. Das Menü ist aufgeräumt und unaufregend – wenig erinnert an die alten Tage. Hier hätte man sich ruhig ein wenig mehr trauen können; Man findet sich jedoch gut zurecht und die netten Comic-Illustrationen dekorieren entsprechend.

Spielmodi und Funktionen

Neben dem obligatorischen Arcade-Modus (In dem ich übrigens am meisten Zeit verbringe – aufgrund der recht knappen Zeit fürs Gaming überhaupt immer ein dankbarer Einstieg) und dem Versus-Modus gibt es mit dem neuen Kumpelkampf einen Tag-Team-Modus auf der lokalen Switch. Zwei Spieler kämpfen hierbei gegen einen starken Gegner – eine klasse Sache, die wirklich Spaß macht. Als Pro-Gamer würde man hier wahrscheinlich recht schnell durchmarschieren, wer wie ich jedoch nur als Fan kämpft, kann hier eine Zeit lang Beschäftigung finden.

Der Trainingsmodus ist unspektakulär und bietet die gewohnten Optionen. Der Stil der Menü-Overlays hätte gerne aufregender sein können – das saubere Design vermittelt nicht ganz den Charme der anderen Serien-Ableger, erfüllen aber ihren Zweck.

Der Weg des Hado ist ein gänzlicher neuer Modus. Aus der Ego-Perspektive steuern wir unseren Kämpfer in einem dreidimensionalen Raum und teilen durch reale Bewegungen mächtig aus – hierfür wird die Bewegungssteuerung der Switch-Joycons genutzt. Richtig warm geworden bin ich mit diesem Modus leider nicht – grundsätzlich ist es eine tolle Sache, dass neue Modi und Gameplays ausprobiert werden – hier schaut es jedoch mehr nach einer technischen Demonstration der Joycon-Funktionen aus.

In der Galerie werden freigespielte Illustrationen und Grafiken aus dem nicht mehr erhältlichen Buch „Street Fighter Artworks: Supremacy“ aufbewahrt und durch fleißiges Spielen nach und nach freigeschaltet. Ich spiele zwar auch gerne neue Charaktere frei, da dabei der Anreiz deutlich größer wäre- als Street Fighter-Fan macht es jedoch Spaß durch die tollen Artworks zu blättern und einen Einblick zu gewinnen.

Der Farben-Editor ist ein Gimmick zum Customizen eures Charakters – hier können bis zu 10 zusätzliche Farbkombinationen pro Charakter gespeichert werden. Pro Outfit sind drei verschiedene Farben zu wählen und ermöglichen damit das individuelle zusammenstellen des Lieblings-Outfits.

Ansonsten bleiben mit den Spielerdaten (Statistiken), der Anleitung und den Optionen die üblichen Funktionen übrig. Zu dem Online-Modus kann ich aktuell wenig erzählen.

Remake oder Fortsetzung?

Aufgrund der eher evolutionären Neuerungen – wie etwa die Integration von Evil Ryu und Violent Ken (dies es in SFII noch nicht gab, lediglich in der Street Fighter Alpha-Serie und weiteren Teilen) und sicher auch dem ein oder anderen Balancing – würde USFII perfekt in die Street Fighter II-Reihe passen und sich als Nachfolger anbieten. Dort wurden im Laufe der Zeit auch neue Versionen mit eher kleinen Anpassungen und Zusatzinhalten veröffentlicht, die man heutzutage als Update oder Download-Content veröffentlichen würde. Daher ist USFII kein simpler Remake, sondern führt die Serie von SFII weiter.

Allen voran und auf den ersten Blick erkennbar ist die neue HD-Grafik, die sich zwar noch wie Street Fighter II anfühlt, wohl aber mit neuen, hochauflösenden Sprites daher kommt. Diese wirken passend; So würde Street Fighter II ausgesehen haben, wenn die Konsolen damals mehr Speicher und Rechenleistung gehabt hätten. Gleiches gilt für den Sound – dieser ist ebenfalls in einer Remastered-Version enthalten.

Sehr wichtig ist jedoch die Möglichkeit, sowohl die Grafik als auch den Sound auf die alten Originale zurückzustellen – dadurch sehen alle Spielmodi (Bis auf den Weg des Hado) aus wie die Classic-Games. In welcher Variante ich spiele variiert – wenn ich der Nostalgie wegen Spiele, schalte ich gerne in die klassische Grafik. Bei einer schnellen Runde aus Freude an Fighting-Games wähle ich gerne die HD-Version.

Fight-Action und Gameplay

Unabhängig vom gewählten Modi basiert natürlich auch USFII auf einem 1-gegen-1 Kampf. Dort verhält es sichgenau so, wie man es erwartet: Direkte Steuerung, liebevoll gestaltete Charaktere und Hintergründe, klasse Soundtrack. Da kommt Arcade-Feeling auf – der Großteil des Gameplays entspricht SUPER Street Fighter II – The New Challengers – hier gibt es höchstens Neuerungen, die den jahrelangen Pro-Gamern auffallen. Als Retro-Sammler und Street Fighter-Fan konnte ich keine allzu großen Abweichungen entdecken.

Steuerung und Fight-Stick-Kompatibilität

Eine präzise Steuerung ist bei Fighting-Games unabdingbar und wichtiger als bei vielen anderen Spiele-Genres. Das Nintendo mit der Switch nun nicht primär Freunde der gepflegten, virtuellen Schlägerei im Blick hatte, weiss man nicht erst seit der mangelnden Präzision der Joycons – die einem Spiel wie diesem zum Verhängnis hätte werden können. Scheinbar hat man hier jedoch Software-seitig vorgesorgt.

Man möchte meinen, warum das Thema Steuerung überhaupt so eine große Aufmerksamkeit bekommt – denn schließlich haben zu SNES-Zeiten auch die wenigsten Spieler dem Gamepad besondere Beachtung geschenkt – Fight-Sticks waren insbesondere zur damaligen Zeit etwas für sehr ambitioniertere Spieler. Dennoch gibt es einen Unterschied, der mir erst zum Release der Street Fighter 30th Anniversary Collection aufgefallen ist. Scheinbar (reine Spekulation) ist die Fehlertoleranz bei der Eingabe von USFII deutlich höher, denn bei den Street Fighter II-Spielen aus der Anniversary Collection ist die Fehleingabe-Quote deutlich höher. Letztere werden in der originalen Arcade-Fassung auf der Cartridge ausgeliefert, bei USFII handelt es sich um ein neues Game. Dies scheint in dieser Variante durch das Ignorieren der ein oder anderen Fehl-Richtung durch Unpräzision des Joysticks auf ein erträgliches Level gebracht zu werden – ich habe weder das Gefühl, zu viele Fehl-Inputs zu haben, werde aber auch nicht künstlich vom System unterstützt. Die Steuerung fühlt sich natürlich an; ein großer Pluspunkt.

Fazit

Ultra Street Fighter II – The Final Challengers ist ein hervorragendes Spiel. Es spielt sich wie ein waschechtes Street Fighter II und bringt ebenso viel Spielspaß mit sich mit. Die verbesserte Grafik und der neu aufgenommene Sound machen das Spiel auch über längere Zeit spielbar (es soll Gamer geben, die mit Pixelgrafik über mehrere Stunden Probleme haben). Die freischaltbaren Artworks und Illustrationen in der Galerie sind nett anzusehen und für jeden Street Fighter II-Fan zu empfehlen.